Affenpocken sind in West- und Zentralafrika endemisch und werden dort überwiegend nach Kontakt zu Nagetieren übertragen. Seit Mai dieses Jahres ist eine größere Zahl von Affenpocken-Fällen außerhalb dieser Endemiegebiete aufgetreten – schwerpunktmäßig in Europa, in kleiner Zahl aber auch auf allen anderen Kontinenten. Weltweit beläuft sich die Fallzahl auf 3000, in Deutschland wurden mehr als 500 Fälle gemeldet (Stand: 22.06.2022). Betroffen sind bisher überwiegend, aber nicht ausschließlich Männer, die Sex mit Männern (MSM) haben. Die Virus-Übertragung von Mensch zu Mensch erfordert einen engen Kontakt; ein sexueller Übertragungsweg wird angenommen.
Infektion
In der klassischen Form tritt nach einer Inkubationszeit von 1-2 Wochen (5-21 Tage) ein Prodromalstadium mit Grippe-artigen Symptomen, häufiger begleitet von cervikalen bzw. inguinalen Lymphknotenschwellungen, auf. Nach wenigen Tagen entwickeln sich synchron Hauteffloreszenzen in der Sequenz Makula, Papula, Vesikula, Pustula. Infektiosität besteht bis zum Abfallen von Krusten und Schorf. Infektionen sind meist selbstlimitierend und heilen nach 2-4 Wochen aus. Komplikationen sind Narbenbildung und sekundäre bakterielle Infektionen. Darüber hinaus sind Pneumonien oder neurologische Komplikationen möglich. In Endemiegebieten liegt die Letalität bei durchschnittlich 3-6 %. Im Rahmen des aktuellen Ausbruchs wurden überwiegend milde Verläufe mit zum Teil nur wenigen Effloreszenzen im Genital- bzw. Perianalbereich berichtet. Todesfälle sind bisher nicht aufgetreten. Es wird davon ausgegangen, dass sich das Affenpockenvirus als Erreger sexuell übertragbarer Infektionen etablieren könnte.
Diagnostik
Eine Infektion sollte differentialdiagnostisch in Betracht gezogen werden bei makulopapulösem oder vesikulopustulösem Exanthem, insbesondere im Zusammenhang mit sexuellen Kontakten auch mit wechselnden Partnern. Der Virusnachweis erfolgt mittels PCR aus Abstrichen (ohne Transportmedium) der entsprechenden Effloreszenzen. Nach Kontakt und vor Auftreten eines Exanthems kommen ggf. auch Rachenabstriche in Betracht. Blutproben gelten als wenig geeignet.
Therapie
Zur Therapie von Infektionen bei Risikopatienten (z.B. Immunsuppression) sowie schweren Verläufen ist das Virostatikum Tecovirimat zugelassen. Ferner gibt es mit Imvanex einen zugelassenen Impfstoff, der auch als Postexpositionsprophylaxe eingesetzt werden kann. Die Verfügbarkeit von Tecovirimat und Imvanex ist derzeit allerdings noch eingeschränkt.
Meldepflicht
Es besteht nach §§ 6 und 7 IfSG eine Meldepflicht. Wird eine Infektion nachgewiesen, wird eine Isolierung bis zur vollständigen Abheilung von Krusten und Schorf, mindestens jedoch für 3 Wochen, angeordnet.